Dein postpartaler Bauch – kein Training, sondern Rehabilitation
Was passiert mit deiner Bauchmuskulatur in der Schwangerschaft?
Während der Schwangerschaft dehnen sich deine Bauchmuskeln und alle umliegenden Strukturen – also Bänder und Faszien – stark. Die gerade Bauchmuskulatur verändert dabei ihre Lage: sie „rutscht“ nach außen, wird dünner und verliert an Spannkraft.
Nach der Geburt bedeutet das konkret:
- Die Bauchmuskeln liegen nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz,
- sie sind ausgedünnt und weniger kräftig,
- und sie können ihre eigentliche Funktion – Stabilität und Druckausgleich – nicht richtig erfüllen.
Nach einem Kaiserschnitt kommt hinzu, dass deine gesamte Bauchwand chirurgisch durchtrennt wurde – eine große Verletzung, die Zeit braucht, um zu heilen.
Was bedeutet das für dein „Training“?
1. Lass es langsam angehen
Nach einer spontanen Geburt, und besonders nach einem Kaiserschnitt, braucht dein Körper Ruhe. Zuerst muss die Wunde vollständig heilen, bevor du mit Übungen beginnst.
In der Regel ist deine Narbe nach etwa drei Monaten übungsstabil – erst dann ist gezieltes Training sinnvoll.
2. Mach die richtigen Übungen – mit fachlicher Begleitung
Seien wir ehrlich: Niemand würde nach einer schweren Muskelverletzung einfach mit normalen Fitnessübungen weitermachen.
Nach einer Schwangerschaft gilt das Gleiche – deine Bauchmuskulatur braucht Rehabilitation, kein klassisches Workout.
Wenn du dich am Arm, Bein oder an der Hüfte verletzt, gehst du schließlich auch nicht zu einem Fitness-Influencer, sondern zu Fachpersonal. Genau das gilt hier ebenfalls.
Ein funktionelles Reha-Training hilft dir, die Muskulatur wieder aufzubauen, Fehlbelastungen zu vermeiden und die natürliche Stabilität deiner Körpermitte zurückzugewinnen.
3. Trainiere von innen nach außen
Das wichtigste Prinzip: Erst die Tiefe, dann die Oberfläche.
Deine tiefste, stabilisierende Bauchmuskelschicht – der Musculus transversus abdominis – muss zuerst wieder aktiv werden. Erst wenn hier Stabilität besteht, macht es Sinn, die schrägen oder geraden Bauchmuskeln zu trainieren.
Viele bekannte Übungen – etwa Sit-ups, Crunches oder Planks – setzen genau den falschen Reiz und können deine Heilung sogar behindern.
-> Wenn dein Bauch einfach „nicht weggeht“, obwohl du fleißig trainierst, liegt das häufig daran, dass die tiefe Bauchmuskulatur nicht richtig arbeitet.
4. Vergleiche dich nicht!
Manche Frauen sehen wenige Wochen nach der Geburt so aus, als wären sie nie schwanger gewesen – das ist aber nicht die Regel.
Bei den meisten dauert es deutlich länger, bis sich Bauch und Gewebe regenerieren. Und: Ein flacher Bauch bedeutet nicht automatisch, dass im Inneren schon wieder alles stabil ist!
5. Achte im ersten Jahr auf deine Sportwahl
Deine Gebärmutter vergrößert sich während der Schwangerschaft um das 20- bis 30-Fache. Nach der Geburt bildet sie sich zwar rasch zurück – meist innerhalb von zwei Wochen – doch die Bänder, die sie im Becken halten, bleiben noch längere Zeit überdehnt.
Diese Strukturen brauchen Zeit, um wieder Spannung aufzubauen. Wenn du in dieser Phase springst, joggst oder andere Impact-Sportarten machst, kann das zu Instabilität im Becken führen.
Das Risiko ist real: Rund 50 % aller Frauen erleben im Laufe ihres Lebens eine Form der Genitalsenkung.
Deshalb: Gib deinem Körper die Zeit, die er braucht – und starte erst dann wieder mit höher belastenden Sportarten, wenn du sicher stabil bist.
Fazit
Nach der Geburt geht es nicht um „Training“, sondern um Rehabilitation.
Dein Körper hat Großartiges geleistet – jetzt verdient er ebenso achtsame und kompetente Unterstützung, um zu heilen, Kraft zurückzugewinnen und langfristig stabil zu bleiben.
-> Lies dazu auch: [Alles, was du über Rückbildung wissen musst]
