Eine Frau und ein Mann liegen sich auf einem Bett gegenüber, die Augen geschlossen, die Köpfe nah beieinander und die Arme sanft aneinandergelegt. Die Frau trägt ein blaues schulterfreies Oberteil und der Mann ein weißes Hemd.

Sexualität nach der Geburt – Neu entdecken statt „zurück zu vorher“ 

– Inspiriert von den Gedanken von Ana Herrmannsdörfer (Physiotherapeutin, Sexualpädagogin und Expertin für Beckenboden & Sexualität)

Wenn dein Baby da ist, dreht sich plötzlich alles um Stillen, Wickeln, Schlafmangel und ums „funktionieren“ im neuen Alltag. Da bleibt wenig Raum für das Thema Sexualität – und so verwunderlich es ist: Dein Körper, dein Verlangen, deine Intimität haben sich verändert. Die Expertin Ana Herrmannsdörfer spricht davon, dass Sexualität nach der Geburt nicht einfach „zurückkommt“ – sondern neu entdeckt und gestaltet werden darf.

Der Wandel deines Körpers = Wandel deiner Sexualität

Dein Körper hat Großartiges geleistet. Schwangerschaft und Geburt bedeuten hormonelle Umstellungen, Veränderungen von Gewebe, Haltung und Bewegungsabläufen. Und all das prägt auch deine Sexualität.
Wenn Frau Herrmannsdörfer sagt: «Sexuelle Bildung ist lebenslang, dann meint sie, dass wir unser sexuelles Selbstverständnis immer wieder neu definieren dürfen – ganz besonders nach so einem Einschnitt wie der Geburt.

Nach der Geburt berichten Studien: Bis zu 88% der Frauen erleben Veränderungen ihrer Sexualität. Schmerzen, mangelnde Lust, verändertes Körpergefühl – all das sind häufige Themen im Wochen und Monatepostpartalen Alltag.

Drei zentrale Ansatzpunkte für eine gesunde Sexualität nach der Geburt

1. Wahrnehmung und Verbindung zum Körper neu etablieren

Viele Frauen fühlen sich in ihrem postpartalen Körper fremd – sei es durch Narben, durch veränderte Brustwarzen beim Stillen oder durch ein neues Empfinden im Beckenbodenbereich. Herrmannsdörfer empfiehlt: Geh achtsam hin.

«Finde einen Moment, der nur dir gehört. Spüre dein Becken, deine Vulva, deinen Brustkorb – ohne Urteil, nur mit Neugier.»
Diese achtsame Verbindung wirkt Wunder – denn Sexualität beginnt im Erleben deines eigenen Körpers.

2. Haltung, Atmung und Tiefenmuskulatur ins Boot holen

Deine Haltung und dein Atem beeinflussen dein sexuelles Erleben mehr, als du denkst: Ein angespanntes Becken, ein flacher Atem und fehlende Aktivierung der tiefen Muskulatur (z. B. Beckenboden) können Lust, Empfindung und Komfort einschränken.
Herrmannsdörfer arbeitet mit diesen Ebenen in ihrer Praxis für Beckenboden & Sexualität. 


Wenn du also nach der Geburt eine aktive Sexualität zurück willst, lohnt sich ein ganzheitlicher Ansatz – nicht nur „wann darf man wieder“ sondern „wie fühle ich mich im Körper“.

3. Intimität neu gestalten – keine Rückkehr zur alten Norm

Viele Paare denken: „Jetzt ist das Baby da – dann wird es schon wie vorher.“ Doch Herrmannsdörfer erinnert daran: Sexualität nach der Geburt ist kein Rückschritt zur alten Phase – sondern eine neue Phase mit eigenen Möglichkeiten.
Du musst nicht die „alte Sexualität“ zurückhaben – du kannst eine neue Sexualität entdecken, die zu deinem veränderten Leben passt.

Was dir konkret helfen kann

  • Nimm dir bewusst Zeit für Zweisamkeit – auch ohne sexuellen Druck. Nähe und Berührung fördern Verbindung.
  • Achte auf dein Körpergefühl: Warte mit Penetration bis körperlich und emotional bereit fühlst – das kann länger dauern.
  • Sprich mit deinem Partner/deiner Partnerin offen über deine Empfindungen und Veränderungen – Kommunikation schafft Verständnis.
  • Ziehe bei Beschwerden (z. B. Schmerzen, Taubheitsgefühle, Narbenproblematik) eine Fachperson hinzu – z. B. eine Sexualberaterin oder eine Beckenbodentherapeutin.
  • Lass dir und eurem Sexualleben Zeit – Wiederaufnahme heißt nicht „zurück“, heißt neu beginnen.

Fazit

Eine veränderte Sexualität nach der Geburt ist kein „Fehler“ im System, sondern Teil deiner neuen Lebensphase. Mit Achtsamkeit, Verbindung zum Körper, Haltung und guter Begleitung kannst du eine erfüllte und neue Sexualität leben – so wie du jetzt bist

Ana Herrmannsdörfer bietet auch Online-Coachings, Sexual- und Paartherapie, sowie Beckenbodentherapie an: www.mitte-der-kraft.de